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Die wütenden USA laufen Gefahr, eine weitere Wirtschaftskrise zu verursachen - Deutsche Bank - WELT


Auf hohe Strafen hatte sich die Deutsche Bank eingestellt. Doch die Summe, die das US-Justizministerium Deutschlands größtem Kreditinstitut Donnerstagnacht in Rechnung stellte, dürfte selbst die schlimmsten Befürchtungen übertroffen haben. 14 Milliarden Dollar, umgerechnet 12,5 Milliarden Euro fordert US-Justizministerin Loretta Lynch als Strafe für windige Immobiliengeschäfte, die die Deutsche Bank vor der Finanzkrise getätigt haben soll.

Das ist die höchste Strafforderung, mit der sich in den USA jemals eine ausländische Bank konfrontiert sah. Zu erklären ist die Summe, die auch deutlich über Analystenschätzungen liegt, im Grunde nur mit einer zunehmenden Wut gegenüber europäischen Konzernen im Allgemeinen und der Deutschen Bank im Besonderen. Die in Europa verhängte Milliardenstrafe gegen Apple und der populistische US-Wahlkampf dürften die Forderung nach oben getrieben haben.

Die 14 Milliarden Dollar, die das US-Justizministerium bei der Deutschen Bank aufruft, entsprechen nicht weniger als drei Viertel des gesamten Börsenwerts des deutschen Branchenprimus. Entsprechend drastisch stürzte die Aktie ab und verlor zeitweise über acht Prozent. Auch an den Kreditmärkten wurden Anleihen des Geldhauses abgestraft. Die Pleitewahrscheinlichkeit des Instituts wird an den Märkten mittlerweile auf über 15 Prozent taxiert.

Quelle: Infografik Die Welt

Allerdings ist noch längst nicht gesagt, dass es wirklich bei der von der US-Regierung aufgerufenen Zahl bleibt. Die Deutsche Bank hat bereits angekündigt, unter keinen Umständen diese Strafe zahlen zu wollen. Man beabsichtige, „auf keinen Fall, diese möglichen zivilrechtlichen Ansprüche in einer Höhe zu vergleichen, die auch nur annähernd der genannten Zahl entspricht“, teilte das Institut mit.

Am härtesten traf es bisher die Bank of America

Erwartet werde ein Verhandlungsergebnis, das im Bereich der Wettbewerber liege. Tatsächlich haben die größten US-Banken mit dem US-Justizministerium bereits eine Reihe von Vergleichen geschlossen und dabei deutliche Abschläge heraushandeln können. Die Citigroup etwa musste statt der ursprünglich geforderten zwölf Milliarden Dollar am Ende sieben zahlen.

Am teuersten wurde es bislang für die Bank of America mit knapp 17 Milliarden Dollar und für JP Morgan mit 13 Milliarden Dollar. Beide Institute hatten allerdings in den dubiosen Geschäften mit Verbriefungen auf wackelige Hypothekenkredite ein deutlich höheres Volumen erwirtschaftet als die Deutsche Bank.

Quelle: Infografik Die Welt

„Die 14 Milliarden Dollar liegen wesentlich über der höchsten Zivilstrafe, die jemals eine Bank an das Justizministerium in Bezug auf zweifelhafte Immobilienverbriefungen zahlen musste“, sagt Jernej Omahen, Analyst bei Goldman Sachs.

Die Bank of America beispielsweise habe an das US-Justizministerium lediglich fünf Milliarden Dollar überweisen müssen. Nur durch weitere Entschädigungszahlungen, etwa an private Immobilienkäufer, sei die Gesamtsumme schließlich auf den Rekordwert von 16,6 Milliarden gestiegen.

Angespannte Kapitallage

Allerdings muss die Deutsche Bank wie kaum ein anderes Institut gegen ihr schlechtes Image kämpfen. In den vergangenen Jahren ließ das Geldhaus kaum einen Skandal aus, von den Tricksereien rund um den Interbankenzins Libor bis hin zum Geldwäscheverdacht in Russland. Gleichzeitig gilt die Bank bei der internen Risiko-Aufsicht als wenig vorbildlich.

So ist erst im Juni eine US-Tochter der Bank beim Stresstest der US-Notenbank Fed wegen Kritik am Risikomanagement durchgefallen – zum bereits zweiten Mal. „Das Unternehmen hat weiterhin große ungelöste Probleme mit seinen Kontrollsystemen, was seine Kapitalpläne unterminiert“, mahnten die Währungshüter. Die US-Justizbehörde wird daher wohl wenig Nachsicht zeigen, zumal im amerikanischen Wahlkampf hohe Strafen gegen Banken populär sind.

Deutsche-Bank-Vorstandschef John Cryan

Deutsche-Bank-Vorstandschef John Cryan

Dabei ist die Kapitallage des Instituts schon jetzt deutlich angespannt. Zwar hat die Deutsche Bank insgesamt 5,5 Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten zurückgelegt, doch von diesem Geld müssen noch viele andere Rechtsfälle beglichen werden. Zuletzt lag die wichtige Eigenkapitalquote der Bank nach Angaben des Datenanbieters Bloomberg bei 11,1 Prozent.

Müsste das Institut tatsächlich die komplette Strafe zahlen, würde diese Quote nach Berechnungen von Reuters unter neun Prozent sinken. Die kritische Marke liegt demnach bei 7,5 Milliarden Dollar. Bei einer Strafe in dieser Höhe würde das Eigenkapital wohl unter die psychologisch wichtige Marke von zehn Prozent fallen.

Weitere Kapitalerhöhungen ausgeschlossen

Die Deutsche Bank hat bereits eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Insgesamt hat die Bank bereits 13,2 Milliarden Dollar für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten hinblättern müssen. Das geht aus Daten von Bloomberg hervor. Bankchef John Cryan hat die Beendigung der wichtigsten Rechtsfälle noch in diesem Jahr zu seiner persönlichen Mission gemacht.

Quelle: Infografik Die Welt

Gleichzeitig hat der Brite weitere Kapitalerhöhungen ausgeschlossen. Genau das bringt die Bank nun in eine zwiespältige Lage. Einerseits bleibt Cryan auf diese Weise wenig Spielraum in den nun anstehenden Verhandlungen mit der US-Regierung. Gleichzeitig könnte die eigene Schwäche der Bank in dieser Lage zu ihrem größten Vorteil gereichen.

Denn die Regierung von US-Präsident Barack Obama wird es mitten in der heißen Phase des US-Wahlkampfs nicht riskieren wollen, die Schieflage einer systemrelevanten Bank und damit die Gefahr einer neuen Bankenkrise heraufzubeschwören. Er dürfte dabei auch die Mahnung des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor Augen haben. Dieser hatte die Deutsche Bank im Sommer als größtes Systemrisiko für die Finanzwelt ausgemacht.

Diese Skepsis zeigt sich auch an den Finanzmärkten. Dort wird die Pleitewahrscheinlichkeit als doppelt so hoch eingepreist wie die der Commerzbank. Dabei galt die deutsche Bank noch bis 2015 als wesentlich solider. In diesem Jahr hat sich die Lage rasant verschlechtert.

Mittlerweile gibt es keine Bank von globalem Rang und Namen, die als so risikoreich angesehen wird wie der deutsche Branchenprimus. Entsprechend hohe Abschläge muss das Institut an den Finanzmärkten für Geschäfte zahlen. Das wiederum schwächt die eigene Position weiter. Cryans wichtigste Mission wird es daher sein, diese Abwärtsspirale so schnell wie möglich zu stoppen.

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Author: Crystal Jones

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